Sichern beim Klettern ist eine der grundlegenden Säulen der Sicherheit in allen Disziplinen. Das Verständnis der verschiedenen Sicherungssysteme, ihrer Einsatzbereiche und Grenzen ist für jede Kletterin und jeden Kletterer – vom Einsteiger bis zur erfahrenen Alpinistin – unerlässlich. Dieser Leitfaden beleuchtet Sicherungsgeräte im Detail, erklärt zentrale Techniken, häufige Fehler sowie bewährte Praktiken, die von Fachverbänden und Herstellern empfohlen werden.
Wichtig: Dieser Leitfaden ersetzt keine beaufsichtigte Praxisausbildung. Das Sichern erfordert das Erlernen der Techniken, Reaktionen und Szenarien unter Anleitung einer qualifizierten Lehrkraft.
Wesentliche Punkte
- Sicherungssysteme werden in drei Hauptkategorien unterteilt: Tuber, halbautomatische Geräte und Geräte mit Guide-Modus.
- Die Bremshand muss immer am losen Seilende bleiben.
- Führen Sie stets einen Partnercheck durch: Knoten, Gurt, Gerät und Schraubkarabiner.
- Im Falle eines Sturzes ist eine dynamische Sicherung entscheidend, um den Fangstoß zu reduzieren und Verletzungen zu vermeiden.
- Sichern erfordert ständige Aufmerksamkeit und eine klare Kommunikation zwischen den Kletterpartnern.
- Sicherungsbrillen und -handschuhe erhöhen Komfort, Sicherheit und Ausdauer bei langen Sicherungsphasen.
Sicherungs- und Abseilgeräte beim Klettern
Kletter-Sicherungsgeräte umfassen verschiedene Sicherungs- und Abseilsysteme, die entwickelt wurden, um die Seilreibung zu steuern und eine effektive Bremswirkung beim Sichern oder Abseilen zu gewährleisten. Sie werden gemäß UIAA-Normen und Herstellerangaben in drei Hauptgruppen eingeteilt. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der drei wichtigsten Gerätetypen:
Manuelle Geräte
Tuber (Reverso, ATC usw.) sind vielseitig, leicht und für die meisten Kletterstile geeignet – sowohl fürs Toprope- als auch fürs Vorstiegsklettern.
Halbautomatische Geräte
Modelle wie das Mega Jul II, einige mit Nocken- oder Geometrie-basiertem Mechanismus. Sie unterstützen die Bremswirkung, sind jedoch nicht automatisch: Die Bremshand muss stets am Seil bleiben.
Geräte mit Guide-Modus
Tuber wie das Reverso oder ähnliche Modelle ermöglichen es, den Nachsteiger direkt vom Standplatz aus zu sichern – eine Technik, die im Mehrseillängenklettern weit verbreitet ist.
Innerhalb dieser drei Hauptkategorien gibt es zahlreiche Varianten. Hier ein Überblick über die gängigsten Sicherungsgeräte:
Tuber-Sicherungsgerät
Einfach zu bedienen, geeignet für Vorstieg, Toprope und Abseilen.
Achtergerät
Ein traditionelles, reibungsbasiertes System; heute weniger verbreitet und in manchen Kletterhallen aufgrund der ungleichmäßigen Bremswirkung sogar verboten.
Halbautomatisches Sicherungsgerät
Geräte (ohne Selbstsicherung) wie das Grigri oder Neox unterstützen die Bremswirkung, sind jedoch nicht vollständig automatisch.
Reverso
Ein vielseitiges Gerät, das das Sichern des Vorsteigers, eines oder zweier Nachsteiger sowie das Abseilen ermöglicht (im Guide-Modus nutzbar).
Mega Jul
Ein robustes halbautomatisches Sicherungsgerät, geschätzt für seine Effizienz und Vielseitigkeit.
Hybridsysteme
Geräte wie der ATC Pilot, Jul oder Smart, die zwischen einem halbautomatischen Gerät wie dem Grigri und einem klassischen Tuber angesiedelt sind.
Selbstsicherung und spezialisierte Sicherungsgeräte
Selbstsicherung im Klettersport ist eine fortgeschrittene Technik, die ausschließlich für professionelle, wissenschaftliche oder spezielle Anwendungen (Arbeiten in der Höhe, Exploration, betreutes Training) vorgesehen ist. Sie erfordert speziell dafür entwickelte Ausrüstung sowie ein tiefgehendes Verständnis ihrer Grenzen und Funktionsweise.
Vorstiegsklettern: spezielle Techniken
Vorstiegsklettern verlangt präzises Seilmanagement und ständige Antizipation der Bewegungen des Vorsteigers.
Automatische Sicherungssysteme in Kletterhallen
Automatische Sicherungsgeräte sind ausschließlich für den Einsatz an Indoor-Kletterwänden konzipiert. Sie reduzieren Fehler, die durch den Sichernden entstehen können, machen die Aktivität jedoch keineswegs „risikofrei“.
- Richtiges Einhängen: der häufigste Fehler besteht darin, das Gerät nicht am Gurt zu befestigen.
- Kontrollierte Abseilphase: am Ende des Aufstiegs stets die Hände am Seil behalten.
- Automatische Sicherung für Einsteiger: ideal, um vertikale Bewegungen kennenzulernen, erfordert jedoch gezielte Einweisung und volle Aufmerksamkeit.
Klettersicherheit: grundlegende Prinzipien
Klettersicherheit basiert auf Kommunikation, Aufmerksamkeit und Beherrschung der Sicherungstechniken. Der Partnercheck bleibt dabei ein unverzichtbarer Schritt.
- Partnercheck-Methode: gegenseitige Kontrolle von Knoten, Gurt und Sicherungsgerät.
- Sicherungstechnik: sollte regelmäßig überprüft und aufgefrischt werden.
Die Rolle des Sichernden und grundlegende Technik
Das Sichern umfasst die Kontrolle der Seilbewegung, um den Kletterer in jeder Situation zu schützen. Die Körperhaltung des Sichernden, die Handposition und das Verständnis der Sicherungskette sind entscheidend, um schwere Folgen im Falle eines Sturzes zu vermeiden.
Grundlegende Bewegungsabläufe
- Bremshand unten: die Bremshand muss stets unterhalb des Geräts bleiben und das Bremsseil festhalten.
- Aktive Hand oben: ermöglicht flüssiges Seilausgeben oder -einholen.
- Sitzgurt des Sichernden: korrekt angepasst für eine stabile und bequeme Position.
- Verschlusskarabiner: unerlässlich, um das Sicherungsgerät mit der Anseilschlaufe des Gurts zu verbinden.
- Anseilknoten: muss vor jedem Start sorgfältig überprüft werden.
Die 5 Schritte des Sicherns
Viele Kletterschulen lehren eine 4- oder 5-Schritt-Methode, die sich an den Empfehlungen alpiner Verbände, wie des Deutschen Alpenvereins (DAV), orientiert. Das Hauptziel besteht immer darin, die Bremshand dauerhaft am Seil zu halten.
Die 5 Schritte
- Seil einholen: die linke Hand zieht den oberen Seilstrang ein.
- Blockieren: die rechte Hand bewegt sich nach unten auf das Bremsseil.
- Seil ausgeben: fließende Bewegung, ohne die Bremshand zu lösen.
- Hände zurückführen: sichere Ausgangsposition wiederherstellen.
- Kontrolle: ständigen Griff am Bremsseil beibehalten.
Wie sichert man beim Klettern richtig?
Sichern beim Klettern bedeutet, das Seil so zu führen, dass der Kletterer im Falle eines Sturzes geschützt ist. Diese Tätigkeit beruht auf drei untrennbaren Säulen: korrekte Technik, geeignete Ausrüstung und ständige Aufmerksamkeit. Der Sichernde ist verantwortlich für Seilspannung, Bremsvorgang und Kommunikation mit dem Partner.
1. Ausrüstung vor dem Start überprüfen
Vor jedem Aufstieg führen Sichernder und Kletterer gemeinsam einen Partnercheck durch. Dabei werden der Anseilknoten, der korrekte Sitz des Gurts, die richtige Befestigung des Sicherungsgeräts mit einem Verschlusskarabiner sowie der Zustand des Seils kontrolliert. Jeder Punkt muss systematisch überprüft werden – auch bei erfahrenen Kletterpartnern.
2. Richtige Position einnehmen
Der Sichernde steht nah an der Wand, mit leicht gebeugten Knien und stets mit Sichtkontakt zum Kletterer. Die Bremshand bleibt immer am auslaufenden Seilstrang. Die obere Hand gibt Seil aus oder holt es ein, während die untere Hand im Sturzfall blockiert.
3. Die 4- oder 5-Schritt-Technik beherrschen
Alle Methoden beruhen auf einem zentralen Prinzip: die Bremshand darf niemals das Seil loslassen. Der Sichernde holt Seil ein oder gibt es aus, kehrt in die Blockierposition zurück und hält die Seilspannung konstant. Die Bewegung muss flüssig erfolgen, ohne den Bremsstrang loszulassen.
4. Seildurchhang situationsgerecht steuern
Beim Toprope-Klettern sollte das Seil relativ straff bleiben, um einen Bodenkontakt im Sturzfall zu verhindern. Im Vorstieg benötigt der Kletterer mehr Bewegungsfreiheit, dennoch muss der Sichernde genügend Kontrolle behalten, um einen möglichen Sturz dynamisch abzufangen. Richtiges Seilmanagement reduziert Fangstoßkräfte, verhindert ein Hochziehen des Kletterers und beugt Unfällen vor.
5. Dynamisches Sichern
Kommt es zu einem Sturz, begleitet der Sichernde die Seilspannung leicht, um den Aufprall auf den Kletterer abzufedern. Diese Bewegung, das sogenannte dynamische Sichern, verringert die Verletzungsgefahr und reduziert die Belastung auf die Ausrüstung.
6. Klare Kommunikation
Kommandos sollten einfach und deutlich sein: „Bereit?“, „Sicherung steht!“, „Zu!“, „Seil!“. Eindeutige Kommunikation verhindert Missverständnisse und sorgt für reibungslose Abstimmung zwischen den Partnern.
7. Konzentration von Anfang bis Ende
Sichern erfordert ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Sichernde muss die Hände stets am Seil behalten, den Kletterverlauf beobachten, Bewegungen vorausahnen und darf den Blick nie abwenden. Jede Ablenkung erhöht das Unfallrisiko erheblich. Um den Partner im Blick zu behalten, ohne den Nacken zu überlasten, können Sicherungsbrillen verwendet werden.
8. Sicheres Ablassen des Kletterers
Beim Abseilen gibt der Sichernde das Seil kontrolliert aus. Die Bremshand bleibt fest am Bremsstrang, die Geschwindigkeit wird reguliert, und der Sichernde bleibt stabil, bis der Kletterer beide Füße sicher am Boden hat.
Wichtig: Das Erlernen der Sicherungstechnik erfordert angeleitetes Üben. Diese Zusammenfassung ersetzt keine Schulung durch einen qualifizierten Trainer oder Kletterverein.
Nützliche Zubehörteile für das Sichern:
Sicherungsbrillen fürs Klettern: Komfort und Aufmerksamkeit
Sicherungsbrillen verwenden Prismen, die es ermöglichen, den Kletterer zu beobachten, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Sie erhöhen die Aufmerksamkeit und reduzieren gleichzeitig Nackenbelastung und Ermüdung.
- Komfort: ideal für lange Sicherungseinsätze.
- Kontinuierliche Sicht: ermöglicht das Verfolgen jeder Bewegung des Kletterers.
- Kompatibel mit Korrekturbrillen: je nach Modell.
Sicherungshandschuhe: Schutz und Komfort
Sicherungshandschuhe schützen Ihre Hände beim Bremsen, insbesondere bei dünnen oder feuchten Seilen.
- Schutz vor Reibung: minimiert Seilverbrennungen.
- Verbesserter Grip: hilfreich beim Abseilen und Ablassen.
- Komfort: reduziert Handermüdung bei längerer Nutzung.
Klettersicherungssystem: Funktionsweise und Auswahl der Ausrüstung
Ein Sicherungssystem besteht aus einem speziellen Sicherungsgerät, einem Schraubkarabiner, einem geeigneten Seil, einem Klettergurt und gegebenenfalls Sicherungshandschuhen. Alle Komponenten arbeiten zusammen, um den Sturzimpuls zu dämpfen und Bodenstürze zu verhindern.
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